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Wenn es still wird

Dieses Jahr erleben viele MusikerInnen, was ich im Jahr 2015 selbstgewählt zum ersten Mal in meinem Leben erlebt habe: Eine ruhige und stille Adventszeit.


Als BerufsmusikerIn war meine Advents- und Weihnachtszeit ein einziger Organisation,- Probe- und Konzert-Marathon, der im Herbst begann und bis in die Weihnachtstage hinein dauerte. Weihnachten innerhalb der Familie feierten wir natürlich auch mit viel Musik und Theaterspielen. Und oft spielte ich in der Mitternachtsmesse am 24.12. oder am Weihnachtstag in der Weihnachtsmesse.


Für mich als Cellistin, Cellopädagogin und Mutter von 4 Kindern, die selber auch musizierten, schien es keine Minute mehr zu geben, die frei von selbst gespielter Musik war. Nur in den wenigen Minuten im Auto von Zuhause bis zum Unterrichts- oder Konzertort konnten meine Ohren die Stille von «Nichtmusik» genießen. Worte wie «besinnliche Adventszeit» oder «stille Nacht, heilige Nacht» schienen mir von einer völlig anderen Welt zu erzählen, die mindestens so weit weg von meiner damaligen Lebensrealität war, wie die Kängurus im fernen Australien.


Im Jahr 2015 entschloss ich mich, nach 35 Jahren unterrichten und nach über 40 Jahren Cello spielen, alles zu beenden, was mit dem Cello zu tun hat. Kein Cello üben, kein Konzertieren mehr und kein Unterrichten mehr.


Als im September 2015 das Musikschuljahr wieder begann, blieb mein Leben still. Normalerweise ist es anfangs September sehr streng mit Unterricht einteilen, Noten aussuchen, Instrumente auswechseln, Üben und vieles mehr. Doch dieses Mal viel alles weg. Selbst das Telefon blieb stumm, weil es keinen Unterricht mehr zum Einteilen gab. Und als die Adventszeit kam, blieb es auch still. Keine Weihnachtslieder zum Üben mit den SchülerInnen, keine Weihnachtsklassen-abende, keine Messen und Konzerte. Auch die Wochenenden, die sonst immer gefüllt waren mit Proben und Adventsfeiern, blieben frei und still.


Ich hatte zum ersten Mal seit meiner frühen Jugendzeit freie Wochenenden! Ich konnte am

1. Advent eine Kerze anzünden und nur gemütlich zuhause sein. Und endlich konnte ich mich mit Freunden am Christkindl-Markt zu einem Glühwein treffen! Meine inzwischen erwachsenen Kinder waren ganz erstaunt, als ich sie zum Christkindlmarkt einlud. Dazu hatte ich früher einfach keine Zeit!


So also ist das Leben, wenn man nicht MusikerIn ist!


So geht es in diesem Jahr vielen MusikerInnen. Viele haben zum ersten Mal im Dezember einen leeren Terminplaner. Keine Konzerte in nicht geheizten und überfüllten Kirchen, keine Adventskonzerte, kein Spielen bei Minusgrade am Adventsmarkt und vieles mehr, was dieses Jahr nicht stattfinden wird. Was ich MusikerInnen derzeit für Tipps gebe, die erzwungenermaßen eine stille Advents- und Weihnachtszeit verbringen müssen, lesen Sie im nächsten Advents-Newsletter.


Denn was die MusikerInnen dieses Jahr erleben müssen, ist sehr zu unterscheiden von meiner eigenen Erfahrung: Meine Stille war damals selbstgewählt! Und das verändert diese Erfahrung um 180 Grad! Doch mehr dazu beim nächsten Mal!


Ab und zu bringe ich das Cello wieder zum Klingen für meine Workshops. Ich nehme das Cello derzeit oft mit, um das jeweilige Thema am Beispiel vom Musizieren einzuführen. Das eröffnet den TeilnehmerInnen einen unbeschwerten Zugang zu dem, was wir vorhaben. Jetzt wo keine Konzerte möglich sind und alle vorweihnachtlichen Events wegfallen, schätzen es die Menschen zudem sehr, Live-Musik hören zu dürfen!


Wenn ich heute das Cello in meine Arme nehme und für ein paar Tage J. S. Bach übe, dann staune ich, wie nach über 50 Lebensjahren dieser Klang noch immer mein Herz von innen umarmt, umschmeichelt und zart-kräftig berührt.


Ich wünsche Dir, dass auch Du etwas in Deinem Leben hast, was jederzeit Dein Herz von innen her berühren und umarmen kann. Und wenn es das in deinem Leben noch nicht gibt oder Du dieses derzeit aufgrund der Corona-Maßnahmen nicht leben darfst, dann such Dir etwas anderes. Es gibt so viele schöne herzerwärmende Dinge auf dieser Welt.

Da ist auch einiges für Dich dabei!



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